Ernst Vahl ist nicht vergessen – Lassaner Stadtvertreter besuchen sein Grab in Berlin

Vertreter der Lassaner Bürgerschaft werden wohl nicht zugegen gewesen sein, als im Februar 1900 der königliche Hofuhrmacher Ernst Christian Vahl auf dem Friedhof der evangelischen Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin zu Grabe getragen wurde.

Doch 123 Jahre später, am 3. August 2023, standen der Lassaner Bürgermeister Fred Gransow, seine 2. Stellvertreterin, Diana Stübs, und der Vorsitzende des Kultur- und Sozialausschusses, Marcel Köppen, an der letzten Ruhestätte des Lassaner Ehrenbürgers. Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass das Grab von Ernst Vahl, der am 7. Februar 1820 in Lassan geboren wurde, noch erhalten ist.

v.l.n.r. – M. Voss (Dipl.-Journalist – ehem. Lassaner), D. Stübs (2. Stellv. d. Bürgermeisters), M. Köppen (Vors. Sozialausschuss), F. Gransow (Bürgermeister)

Daraufhin fassten die Stadtvertreter den Beschluss, sich um die Erhaltung und Rekonstruktion der Grabstätte, in der auch seine beiden Ehefrauen ruhen, zu kümmern. Gemeinsam mit einer Mitarbeiterin der Domgemeinde beriet die Abordnung über die Arbeiten zur Rekonstruktion der neoklassizistischen Grabanlage, an der nicht nur der Zahn der Zeit genagt hatte, sondern auch die Kugeln des Zweiten Weltkrieges. Direkte lebende Nachfahren des Ehrenbürgers konnten bisher nicht festgestellt werden, die männliche Linie, ist, wie Heimatforscher Bernd Jordan herausfand, 1942 erloschen. Die Arbeiten am Grab sollen 2024, zum Jubiläum der Stadt, abgeschlossen sein.

Vahl und seine zweite Frau Ernestine hatte sich um Lassan durch zwei Stiftungen verdient gemacht, mit denen armen Schulkindern und alten, alleinstehenden Einwohnern eine Freude gemacht werden sollte. Der in Berlin hoch angesehene Geschäftsmann und Handwerker wohnte seit Ende der 1840er-Jahren im Herzen der deutschen Hauptstadt. In Lassan ist eine Straße nach ihm benannt, nur wenige werden noch gewusst haben, warum. Der Friedhof der Evangelischen Domgemeinde befand sich seit 1961 im Grenzgebiet zum Westberliner Wedding. Nur mit spezieller Genehmigung durften ihn Angehörige betreten. Unmittelbar an der Mauer waren viele Gräber beseitigt worden, das Familiengrab von Vahl an der rückwärtigen Friedhofsmauer blieb erhalten.

Mittlerweile ist durch viel Engagement der Gemeinde der Friedhof zu einer schönen Parkanlage geworden, auf der wieder Beisetzungen stattfinden, und der mit drei weiteren Friedhöfen an der Liesenstraße verbunden ist. In der Nähe des Lassaners ruhen der bedeutendste Brandenburger Schriftsteller Theodor Fontane, der Komponist Otto Nicolai, der Hotelier Lorenz Adlon, der Hofkonditor Kranzler, die Zirkusdirektoren Renz, Schumann und Busch.

Jetzt wird die Stadtvertretung um Fred Gransow die Kostenvoranschläge prüfen und unter den vorgeschlagenen Varianten das Machbare auswählen. Die Rekonstruktion der Grabanlage wird nicht billig sein, aber sicherlich werden viele Lassaner das Vorhaben unterstützen.

Matthias Voß

Literaturhinweis: In der Schrift »Pommern«, Hefte 1 und 2/2023, wird ausführlich über Ernst Vahl und sein Grab berichtet.